Banken sollen mehr als Banking bieten – Daniel Szekely
Seit mehr als 18 Jahren ist Daniel Szekely bereits bei Banca Transilvania (BT), einer der führenden Banken Rumäniens, beschäftigt. Über 16 Jahre verantwortet er den Bereich der KMU-Finanzierung.
Als größte regulatorische Herausforderungen aus Sicht der Banken verweist Szekely auf drei Ebenen: Zum einen auf die europäische Ebene mit der Europäischen Zentralbank, die vor allem auf die Einhaltung der Risikostandards (IFRS) sowie die Risikominderung drängt. Zum anderen setzt die rumänische Nationalbank auf Kundenprozesse (KYC) sowie Anti-Geldwäsche-Prozesse (AML), während auch noch lokale Behörden Mitsprache haben wollen. Dies alles würde die Bemühungen rund um die Customer Journey und Digitalisierung zumindest zum Teil konterkarieren.
Nichtsdestotrotz setzt BT konsequent auf Digitalisierung, obwohl sie eine Bank und eben kein Tech-Unternehmen ist. Mit dem BT Wallet (Brieftasche für mehrere Kredit- und andere Karten), Online-Kontoeröffnung, dem Erwerb von risikofreien Produkten online, Chatbots für Firmenkunden sowie einer neuen Internet-Banking-Plattform wurden die Weichen Richtung Zukunft gestellt.
In den nächsten fünf Jahren möchte Szekely eine komplett neue Customer Journey implementiert wissen. Dabei ginge es darum, von der Kontoeröffnung bis zur Kreditantrag und auch zum Kreditmanagement alles komplett online darstellen zu können. Eine Kreditzusage kann sich der Head of SME nicht online vorstellen, da die Erfahrung gezeigt hat, dass es angebracht ist, dass bei Kreditvergaben an Firmen zumindest ein persönlicher Kontakt im Vorfeld stattfindet. Dies hebe klassische Banken auch von FinTech-Startups ab, da diese dafür nicht gerüstet seien und keine persönlichen Gespräche in diesem Ausmaß durchführen könnten. Jedenfalls noch nicht…
Szekely ist auch der Meinung, dass BT in Kürze eine eigene Lösung für KMUs anbieten wird, die nicht nur die finanziellen Leistungen umfasst, sondern auch tagtägliche Geschäfte unterstützt. So kann beispielsweise eine eigene App die Rechnungsstellung erleichtern. Wird die App viel verwendet, würde das Freemium-Modell greifen und BT verrechnet einen kleinen Betrag für die Unterstützung des KMUs. Weiters wird BT diverse Digital-Applikationen gleichsam als Plattform (ähnlich einem App-Store) anbieten. Genau dort kann sich Szekely auch die Einbindung eines Crowdfunding-Partners wie beispielsweise Seedblink sehr gut vorstellen.
Als Herausforderungen sieht Szekely typische Probleme etablierter Banken: Die Kernsysteme der Banken sind nicht schnell skalierbar, neue Anwendungen nicht ohne weiteres anzugliedern und gleichzeitig muss – aufgrund von Performance-Problemen – entschieden werden, ob Daten in Echtzeit oder periodisch aktualisiert werden. Kunden wollen typischerweise alle Daten in Echtzeit aktualisiert sehen. Um den Anforderungen gerecht zu werden, muss auch Fachpersonal beschäftigt und angeheuert werden. Dies gestaltet sich aufgrund des Banken-Images nicht unbedingt einfach – zudem ist auch das Mindset in der Bank eher auf Finanzierung und nicht auf Technologie ausgerichtet. Aus diesem Grund muss teilweise auf Drittanbieter zurück gegriffen werden, was durchaus mühsam und nervenaufreibend sein kann.
Als Alleinstellungsmerkmals von BT und von Banken sieht Szekely, vor allem im Gegensatz zu FinTech-Unternehmen wie Revolut, Cabbage etc., die er als Konkurrenz einordnen würde, dass Banken das ganze Spektrum der Finanzdienstleistungen anbieten können – vor allem auch Kredite. Zudem seien die Kundenorientierung und auch das Filialnetz zu erwähnen. Auch die Digitalisierungsbemühungen rückt Szekely in den Vordergrund.
Darauf angesprochen, was Banken von Plattformen lernen könnten, meint der Mittelstandsspezialist, dass vor allem die Customer Journey online komplett anders ausgelegt sein muss als offline. Als Bank habe man versucht, die analoge Customer Journey 1:1 online zu übersetzen und muss nun nacharbeiten. Hier hätte man viel von Plattformen lernen können.
Crowdfunding-Plattformen sieht Szekely generell nicht als Konkurrenz, sondern eher als Partner. Er selbst habe bereits ein Co-Finanzierungsprojekt auf dem Tisch gehabt, dass aber leider von seinem Risiko-Team abgelehnt wurde. Hier sieht er auch eines der Hauptprobleme: Crowdfunding wird oft von Startups genutzt, wo an sich Investoren bessere Co-Finanzierer wären als Banken. Banken würden für Crowdfunding von KMUs gut als Partner passen.
Neben Kickstarter und Indiegogo sieht er vor allem Seedblink als relevante Crowdfunding-Plattformen im rumänischen Raum. Dabei würden Kickstarter und Indiegogo nicht mit Banken zusammenarbeiten, aber Plattformen wie Seedblink wären für eine Kooperation offen.