Eine lebendige Plattform für die Nutzer – Robert Uhlich
Expertenmeinung von Robert Uhlich, Head of Portfolio Management bei Companisto
Der ehemalige Co-Founder von Pedl ist Head of Portfolio Management bei der Crowdinvesting-Plattform Companisto und seit Jahren Wegbegleiter der Branche und zahlreicher Startups.
Auf die Erfolgsfaktoren von Crowdfunding-Kampagnen allgemein angesprochen antwortet der Experte mit einer Fülle an Aspekten: Eine bewusste Entscheidung der Kampagnen-Betreiber mit dem Wissen um Vor- und Nachteile von Crowdfunding für zu einer höheren Qualität der Kampagnen. Das Crowdbuilding als Aufbau der unterstützenden Community ist möglichst früh anzuraten – „vor allem über die Netzwerke der Projekte“. Die Zielgruppe für die Ansprache durch die Kampagne sollte laut Uhlich sechs Monate vor dem Start auf jeden Fall feststehen. „Außerdem ist es essenziell, dass Crowdfunding nicht aus einer finanziellen Notlage heraus angestrebt wird. Das führt nur dazu, dass alles schnell, schnell gemacht werden soll und sich das auch beispielsweise auf den Starttermin der Kampagne negativ auswirkt“, so der Experte weiter. „Wir stehen außerdem regelmäßig mit den Projekten in engem Kontakt, um die Erwartungen abzugleichen.“ In der Kampagne selbst ist für Uhlich das Video von großer Bedeutung: „Das muss einfach sehr gut umgesetzt sein, aber nicht unrealistisch gut.“ Zudem werde darauf geachtet, im eigentlichen Kampagnentext keine Versprechungen zu machen, die nicht gehalten werden können. „Wir sind außerdem ständig mit den bereits akquirierten, aber auch nur interessierten Companisten in Kontakt. Hier ist viel Planung notwendig – wir wollen transparent kommunizieren.“ Die Plattform nennt ihre Unterstützung fast schon liebevoll Companisten.
Als Erfolgsfaktoren für Companisto an sich sieht Uhlich vor allem die Kombination Portfolio, Team, Führung und der immanenten Lernfähigkeit als essenziell. „Das Durchhaltevermögen unserer Chefs ist einzigartig. Sie haben eine absolute Vorbildfunktion bei uns für das gesamte Team.“ Natürlich würden hier auch die guten Projekte ihren Beitrag dazu leisten. „Wir müssen einfach jeden Tag eine richtige Entscheidung mehr als falsche treffen, so einfach ist das. Wir lernen jeden Tag, passen uns an neue Themen und Regulierungen der BaFin an und versuchen, jederzeit ein offenes Ohr für Feedback zu haben.“ Der Weg scheint Companisto recht zu geben: So gäbe es oftmals Folgekampagnen, bei denen beide Seiten von den gewonnenen Erfahrungen der ersten Kampagne profitieren würden.
„Also, wenn ich KMUs als Unternehmen definiere, die seit über 5 Jahren am Markt etabliert sind, so bietet Crowdfunding für diese Unternehmen durchaus viel Potential, das wir auch bereits mit Kampagnen realisieren. Crowdfunding bietet schnellen Zugang zu Kapital. Klassische Kredite über bürokratische Banken sind für KMUs fast immer ein Leidensweg.“ Zusätzlich wären auch neben Kreditlinien Crowdfunding-Finanzierungen möglich und denkbar. „Man darf auch den Marketing-Effekt nicht vergessen: Die Kampagne erweitert die Reichweite und das Netzwerk. Zusätzlich werden mehr Kunden angesprochen.“ Auch habe Uhlich wahrgenommen, wieviele Ideen und Innovationsinputs von Kleinanlegern bei einer Crowdfunding-Kampagne an das Unternehmen herangetragen würden. „Diese Feedback-Schleifen sind enorm wichtig. Ist das Unternehmen auf dem richtigen Kurs? Wo liegen Risiken? Unternehmen erkennen, wie wichtig der open innovation-Ansatz in Bezug auf die Akzeptanz von externem Input ist. Immer im eigenen Teich zu fischen bringt auf Dauer nichts.“ Für die Anleger sei es interessant, direkt an der Geschäftsidee sowie dem Business Modell teilhaben zu können. „Companisten müssen sich mit dem Projekt auseinandersetzen, aber das ist eine Zielgruppe, die selbstbestimmt mit Kapital handeln will und das nicht einfach einer Bank zur Verwaltung abgibt.“
„Die kritische Masse ist besonders bei breit aufgestellten Plattformen mit einem umfangreichen Portfolio wichtig.“ Ansonsten würden nicht genügend Kapitalgeber für die Kampagnen akquiriert werden können, bei Nischenthemen sei das anders, so der Experte. „Wir entwickeln uns immer mehr zu einer Wissensplattform, da wir Projekte vorselektieren. Dabei ist es aber auch immer wichtig, die Nutzer über genügend spannende Kampagnen bei der Stange zu halten, damit sie wiederkommen und sehen, dass die Plattform lebt.“
„Wir sehen, dass die Kapitalgeber-Struktur im deutschsprachigen Raum ganz anders als beispielsweise in den USA ist. Das kann für die Region zum Nachteil werden. Viele neuartige Geschäftsmodelle, unser Modell bei Companisto mit eingeschlossen, ist von einer schnellen und zielgerichteten Anschubfinanzierung abhängig“, erklärt Uhlich. Er sei jedoch überzeugt, dass Companisto auf dem besten Weg sei, um Crowdinvesting noch mehr in die breite Masse zu bringen – mit tollen Projekten, einem engagierten Team und, vor allem, den vielen Companisten.